„Digitalisierung in echt“ – eine Bestandsaufnahme für OWL

Mehr als 400 Mittelständler netzwerken beim Volksbank-Unternehmerforum in Bad Driburg

Setzen auf Digitalisierung: Professor Dr. Gregor Engels vom SICP (hintere Reihe, von links), Ernst-Constatin Hasse, geschäftsführender Gesellschafter der Schwering & Hasse Elektrodraht GmbH, Volksbank-Vorstand Dr. Friedrich Keine; Volksbank-Vorstand Ansgar Käter (mittlere Reihe, von links), Intab Pro Gründungsmitglieder Marcel Hartmann, Christoph Bach und Philipp Bednarek, Professor Dr. Jürgen Jasperneite vom Fraunhofer IOSB-INA; Vorstandsvorsitzender der Volksbank Minden Axel Breitschuh (vordere Reihe, von links), Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, Volksbank-Vorstand Karl-Heinz-Rawert, Wirtschafts- und Internetpublizist Tim Cole, Günter Korder, Geschäftsführer it's OWL Clustermanagement GmbH, Vorstandsmitglied Rudolf Jäger.

Paderborn. Wie digital sind die Unternehmen in Ostwestfalen-Lippe schon unterwegs? Wie schätzen die heimischen Unternehmer die Chancen der Digitalisierung ein? Wie lässt sich die Digitalisierung strategisch angehen und wer hilft dabei? Diese und andere Fragen standen im Mittelpunkt des diesjährigen Volksbank-Unternehmerforums, zu dem die Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold vor kurzem mehr als 400 Mittelständler aus der Region im Gräflichen Park in Bad Driburg begrüßen konnte. Der Titel der Veranstaltung sprach für sich: Unter der Überschrift „Digitalisierung in echt“ beleuchteten heimische Unternehmer, Experten und Vertreter der Hochschulen in OWL den viel diskutierten digitalen Wandel. Den Hauptvortrag hielt der renommierte Wirtschafts- und Internet-Publizist Tim Cole, der als Experte für Themen rund um das Internet, eBusiness, Social Web und IT-Sicherheit gilt. Er sprach zum Thema „Digitale Transformation – wie deutsche Unternehmen gerade die digitale Zukunft verschlafen und was jetzt zu tun ist“.

Vorstandsmitglied Karl-Heinz Rawert war begeistert von dem großen Interesse und der positiven Resonanz: „Die hohe Teilnehmerzahl beweist, dass die Digitalisierung den Mittelstand umtreibt und die Unternehmer vor allem nach praktischen Ansätzen suchen. Alle reden über die Digitalisierung. Doch oft bleibt es bei der Theorie“, so Rawert. Er zeigte sich davon überzeugt, dass der digitale Wandel in OWL nur gelingen kann, wenn sich alle Beteiligten und Betroffenen gut vernetzen. Dafür bot das Volksbank-Unternehmerforum die ideale Plattform.

Zum Einstieg in den „digitalen“ Nachmittag gab Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, in seinem Impulsvortrag „Digitalisierung im Mittelstand“ zunächst einen Überblick über den derzeitigen Stand der Digitalisierung in mittelständischen Unternehmen. „Neun von zehn Unternehmen wittern in der Digitalisierung eine Chance, aber rund 70 Prozent fehlt leider das Know-how für die Umsetzung“, machte Zeuner deutlich. Die Hälfte des deutschen Mittelstandes wende weniger als 10.000 Euro pro Jahr für Digitalisierungsprojekte auf. Der Region OWL machte er aber ein Kompliment, als Hightech-Cluster sei diese auf dem richtigen Weg.

Wie die „Digitalisierung in echt“ funktioniert, machten Benedikt Goeken, Geschäftsführer der Goeken backen GmbH & Co. KG, Bad Driburg, und Philipp Bednarek von Intab Pro, Paderborn, deutlich. Intab Pro entwickelt zurzeit einen Webservice für Bäckereiunternehmen, der vollautomatisiert mathematische Absatzprognosen zur Verfügung stellt. „Warenverfügbarkeit gewährleisten, Verschwendung vermeiden“ sei das Ziel. Gleichzeitig hilft Intab Pro den Bäckereien dabei, mehr über ihre Daten zu lernen und die verschiedenen Einflussfaktoren auf die Verkaufszahlen besser einzuschätzen. Davon profitieren bereits die ersten Pilotkunden, zu denen auch „Goeken backen“ gehört. Die Kooperation zahlt sich für beide Partner aus: Intab Pro erhält im frühen Entwicklungsstadium wertvolle Informationen aus erster Hand und Zugang zum Netzwerk der Bäckereibranche. Und „Goeken backen“ macht einen ersten Schritt in Richtung Digitalisierung.

 

 

In einer Talkrunde mit „den digitalen Ideenschmieden in OWL“ präsentierten sich anschließend die Hochschulen als starke Partner für den Mittelstand. Wie breit das Angebot für digitalisierungswillige Unternehmen ist, zeigten Prof. Dr. Gregor Engels vom SICP – Software Innovation Campus Paderborn, Prof. Dr. Jürgen Jasperneite vom Fraunhofer IOSB-INA, Günter Korder, Geschäftsführer der it`s OWL Clustermanagement GmbH, und Prof. Dr. Rüdiger Kabst mit dem Projekt „Garage 33“ auf.

Für Tim Cole ist Digitalisierung bereits ein „alter Hut“. Der gebürtige Amerikaner beschäftigt sich mit dem Übergang von Unternehmen und Menschen aus der Jetztzeit in die Zukunft: Internet, Multimedia und auch Wirtschaft sind seit Jahrzehnten seine Themen. Die drei wichtigen Trends des Internet-Zeitalters lauten für ihn „Digitalisierung“ oder besser „digitale Beschleunigung“, „Vernetzung“ und „Mobilität“. Die Aufgabe der Unternehmer sei es nun, die Vernetzung zu Ende zu führen. „Die Informationen müssen fließen können“, so Cole. Er schätzt, dass die Veränderungen in den nächsten Jahren so fundamental sein und in so unvorhersehbaren Zyklen ablaufen werden, dass es nicht versäumt werden dürfe, Schritt zu halten. Digitalisierung sei kein Schnupfen, der wieder weg gehe, sondern werde die Zukunft prägen. In den nächsten 30 Jahren stehen laut Cole mehr Innovationen an als in den letzten 300 Jahren. „Wir müssen uns darauf gefasst machen, dass bestimmte Jobs wegfallen werden“, so Cole. Die Gefährdung der Arbeitsplätze richte sich nach der Qualifikation. So werden Hilfsarbeiterjobs viel mehr betroffen sein als akademische oder Facharbeiter-Jobs.

Zwar erreiche Deutschland bei der Digitalisierung im internationalen Vergleich derzeit nur einen Platz im Mittelfeld. Als erfreuliches Fazit bleibt aber, „dass zumindest 96 Prozent aller deutschen Unternehmen die Digitalisierung als Chance sehen“. Coles Empfehlung: „Wer dauerhaft erfolgreich sein will, sollte auf der Hut sein und sich notfalls neu erfinden und andere Wege gehen können.“

Nach einem spannenden und erkenntnisreichen Nachmittag blieb für Karl-Heinz Rawert nur noch ein kurzes Fazit zur „Digitalisierung in echt“: „Wir sollten beginnen, miteinander darüber zu reden.“

Vorstandsmitglied Karl-Heinz Rawert, der die Gäste im Gräflichen Park in Bad Driburg begrüßte, war begeistert vom großen Interesse am diesjährigen Unternehmerforum der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold.
Mehr als 400 Mittelständler waren auf Einladung der Volksbank nach Bad Driburg gekommen.
Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, hielt einen Impulsvortrag zum Thema „Digitalisierung im Mittelstand“.
Die Aussagen von Dr. Jörg Zeuner konnte Jürgen Behlke, Geschäftsführer und Leiter der Zweigstelle Paderborn + Höxter der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld, im Gespräch mit Karl-Heinz Rawert nur bestätigen.
Dr. Otto Drosihn, Geschäftsführer der Media-Print-Gruppe, benannte "disruptive Prozesse" als größte Herausforderung für Unternehmen.
Dr. Rudolf Christa, Geschäftsführer der Finke-Gruppe, verwies auch auf das veränderte Kundenverhalten. Diese wollten sich heutzutage "multioptional" informieren.
Hacer Ritzler, bei der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe zuständig für das Thema „Technologietransfer“ betonte, dass auch das Handwerk digital werden müsse.
Philipp Bednarek (l.) von Intab Pro und Benedikt Goeken, Geschäftsführer der Goeken backen GmbH & Co. KG, stellten die zukunftsweisende Zusammenarbeit ihrer Unternehmen vor.
Nach einer kurzen Pause lud Karl-Heinz Rawert (v.l.) die Vertreter der „digitalen Ideenschmieden in OWL“, nämlich der Hochschulen, zu einer Vorstellungsrunde: Günter Korder, Geschäftsführer der it's OWL Clustermanagement GmbH, Prof. Dr. Jürgen Jasperneite vom Fraunhofer IOSB-INA und Prof. Dr. Gregor Engels vom SICP.
Hauptredner des Tages war der renommierte Wirtschafts- und Internet-Publizist Tim Cole.
Der Amerikaner Tim Cole sprach zum Thema „Digitale Transformation - wie deutsche Unternehmen gerade die digitale Zukunft verschlafen und was jetzt zu tun ist“.

 

25. Juni 2017