Deutsche Sparer brauchten in der zurückliegenden Dekade ein dickes Fell. Nach dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2007 begann die Europäische Zentralbank (EZB), die Zinsen im Euroraum Schritt für Schritt zu senken. Seit März 2016 liegt der Leitzins bei Null. Nach Einschätzung von Experten könnte er noch eine Weile dort verharren. Für Sparer ist das eine Hiobsbotschaft: Bankeinlagen wie Sparbücher, Tagesgeld- und Festgeldkonten werfen kaum noch Zinsen ab. Gleichzeitig ziehen die Verbraucherpreise an. Die Kombination aus Niedrigzins und Inflation frisst das Vermögen der Deutschen auf: Deutschen Privathaushalten sind seit dem Jahr 2010 Zinseinnahmen in Höhe von 344 Milliarden Euro entgangen, zeigt eine aktuelle Studie der DZ Bank.
Für die Niedrigzinspolitik der EZB gibt es gute Gründe. Nach der Finanzkrise wollte die Notenbank das Wirtschaftswachstum wieder in Gang bringen und die Kapitalmärkte mit Liquidität versorgen. Niedrigzinsen sollen Unternehmen und Privathaushalten die Kreditaufnahme erleichtern und dazu beitragen, die Investitionsschwäche im Euroraum zu überwinden und die Konjunktur anzukurbeln.
Der Plan der Zentralbank ist aufgegangen. Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone ist in den vergangenen Jahren tatsächlich angestiegen, auch die Inflationsrate steigt inzwischen. Das von der EZB avisierte Ziel einer Teuerungsrate von nahezu zwei Prozent ist aber noch nicht erreicht. Auch deshalb bekräftigte die EZB jüngst, die Zinsen mindestens bis zum Sommer 2019 auf dem aktuellen Niveau halten zu wollen.
Sparer müssen sich also in Geduld üben. Oder – noch besser – sie überdenken ihre Anlagestrategie. Denn es gibt durchaus einen Weg aus dem Dauerzinstief: die Geldanlage in Wertpapiere, insbesondere Aktien und Anleihen. Damit können Anleger in Zeiten des Niedrigzinses weiterhin auskömmliche Renditen erwirtschaften.
Wer Aktien kauft, erwirbt Anteile an börsennotierten Unternehmen und stellt ihnen im Gegenzug Kapital zur Verfügung. Da sie Miteigentümer eines Unternehmens sind, steht Aktionären ein Teil des Gewinns zu. Allerdings: Die künftige Geschäftsentwicklung eines Unternehmens lässt sich nicht mit Gewissheit vorhersagen, zudem können unvorhergesehene Ereignisse die Börsen beeinflussen. Aktienkurse entwickeln sich deshalb nicht geradlinig, sondern schwanken. Langfristig sind sie allerdings aber auch die renditestärkste Anlageklasse. Wer vor 15 Jahren in einen Fonds mit deutschen Aktien investiert hat, kann sich heute im Schnitt über ein Plus von 236 Prozent freuen, zeigt die jüngste Statistik des Fondsverbands BVI.
Anleihen wiederum sind verzinste Schuldverschreibungen: Wer sie kauft, leiht dem Anleihe-Emittenten Geld und bekommt dafür Jahr für Jahr Zinsen. Sowohl Staaten als auch Unternehmen geben Anleihen aus. Verzinsung und Laufzeit von Anleihen sind verschieden, ebenso die Kreditwürdigkeit ihrer Emittenten.
Sowohl für Aktien als auch für Anleihen gilt: Die Auswahl der richtigen Titel ist für den Anlageerfolg entscheidend. Es gibt verschiedene Wege, ein Wertpapier-Portfolio zusammenzustellen. Einige Anleger wählen die Titel gemeinsam mit einem Anlageberater aus. Andere setzen auf die digitale Berater-Variante und investieren ihr Geld bequem und einfach mithilfe sogenannter Robo-Advisors. Wieder andere wollen keine Einzeltitel auswählen, sondern breit in einen Markt oder verschiedene Anlageklassen investieren: Sie kaufen einen oder mehrere Investmentfonds, die entweder nur Aktien oder Anleihen oder Papiere beider Anlageklassen enthalten können.
Investmentfonds bieten die Möglichkeit, breit gestreut in verschiedene Unternehmen zu investieren. Sie werden von erfahrenen Fondsmanagern verwaltet. Anleger können Anteile entweder mit einer Einmalsumme erwerben oder mit einer monatlichen Rate im Rahmen eines Fondssparplans.