Nachhaltige Börsengeschäfte, Anlegen mit ethischen Ansprüchen, Investieren von Kirchengeldern – seit 21 Jahren steht Manuela von Ditfurth hinter einem Portfolio, bei dem Geld und Gewissen zusammenspielen. Der Anstoß kam von der Bank im Bistum Essen. Die Vermögensverwalterin will im Kleinen etwas bewirken. Und das soll sich für Anleger lohnen. Dabei lässt sie sich weder von Greenwashingvorwürfen irritieren noch von Gegnern des ESG-Investing.
Letzteres steht für eine Geldanlage, die in den Kategorien Umwelt (E für Environment), Soziales (S für Social) und gute Unternehmensführung (G für Governance) gewisse Standards erfüllen soll. Dieser Anlageansatz ist zuletzt in die Kritik geraten, vor allem in den USA. Manche US-Bundesstaaten haben Vermögensverwalter, die Öl- oder Kohlekonzerne aus ihrem Anlageuniversum streichen, bei der Geldanlage ausgeschlossen. Auch Ditfurths Arbeitgeber, der US-Fondsriese Invesco, der weltweit 1,4 Billionen Dollar verwaltet, ist im Visier der ESG-Gegner.
Einige Branchen, die in Ditfurths Portfolio ausgeschlossen sind, haben in den vergangenen Jahren hohe Kursgewinne erzielt, etwa Öl, Kohle, Rüstung. Anleihen von Staaten mit Todesstrafe sind auch verboten. Die Balance im Portfolio zu halten fällt ihr trotzdem nicht schwer, es bleibt noch Spielraum für einen breiten Mix.
Ihren Erfolg im Ranking erreicht Ditfurth mit ausgefeilter Technik. Die Aktien wählt ein Computer. Er filtert nach der Bewertung der Unternehmen, ihren Gewinnerwartungen sowie der relativen Entwicklung von Aktien zum Gesamtmarkt. Bei den Anleihen werden ähnliche Kriterien berücksichtigt. Die attraktivsten Titel kommen ins Depot, unabhängig davon, ob die Börse gerade von Angst oder Gier getrieben wird. Auch die Verteilung der Gelder auf Aktien, Anleihen und Währungen lenkt das taktische Modell. Es beurteilt wirtschaftliche Frühindikatoren, die Stimmung der Börsianer und wie risikobereit sie sind. Im Notfall setzt es einen Volatilitätsstopp ein. „Momentan ist das Modell moderat positiv gestimmt für Aktien, die Quote liegt bei 39 Prozent”, sagt sie. Maximal wären 50 Prozent möglich.
Auf das Modell lässt die Vermögensverwalterin nichts kommen. „Es erkennt Marktverwerfungen und kommt nach einer Bremse auch schnell in den Markt zurück.” In puncto Nachhaltigkeit kommt dann doch etwas Bauchgefühl ins Spiel. Ditfurth kann als besonders nachhaltig beurteilte Aktien etwas höher gewichten.
Täglich überwacht sie, ob sich an der Bewertung der Unternehmen nach ESG-Kriterien etwas geändert hat und sie sich dadurch im Nachhaltigkeitsrating von MSCI verschlechtern. „Unser Research hat gezeigt, dass Aktien, deren ESG-Einstufung sich signifikant verschlechtert hat, zu einer länger andauernden schlechteren Wertentwicklung tendieren”, sagt Ditfurth. Deshalb fliegen immer wieder Unternehmen aus ihrem Depot. Bei einer amerikanischen Hotelkette zum Beispiel machte die Analyse Dürrerisiken aus. Doch es gab keine Strategie, wie man Hotels in gefährdeten Regionen schützen wolle.
Gelebt wird Nachhaltigkeit bei Invesco über die Depots hinaus. Im Büro im Frankfurter Westend sammelt das „Green Team” Spenden für ein Projekt. Für die Malteser streichen Mitarbeiter Wohnräume – allerdings nicht in Grün.
Quelle: Wirtschaftswoche Nr. 10, März 2024, Heike Schwerdtfeger