Geschichte der Familie Grünebaum soll die Schulen erreichen
VerbundVolksbank OWL eG und Stadt- und Kreisarchiv stellen Pelizaeus-Gymnasium Wanderausstellung zur Verfügung
In der Aula des Pelizaeus-Gymnasiums hat die Ausstellung zur Geschichte der Familie Grünebaum ihren Platz gefunden – zur Freude von (v. r.) Wilhelm Grabe, Leiter des Stadt- und Kreisarchivs Paderborn, den Schülern Ella Niggemann, Elez Mucovic und Sören Roggon, Geschichtslehrerin Dr. Eva Lettermann, Schüler Louis Dirscherl, Geschichtslehrerin Simone Große Bley, Schülerin Paula Kerstin, Schulleiter Dr. Peter Lütke Westhues, Heike Sondermann-Salzig, Betreuerin der Kunst- und Kultursammlung der VerbundVolksbank OWL eG, und Thorsten Heggen, Pressesprecher der VerbundVolksbank OWL eG.
Paderborn. Die VerbundVolksbank OWL eG möchte Schulen im Kreis Paderborn dabei unterstützen, die jüdische Geschichte im Unterricht durch eine regionale Anlehnung greifbar zu machen. In Zusammenarbeit mit dem Stadt- und Kreisarchiv Paderborn hat sie die gemeinsame Ausstellung über die jüdische Kaufmannsfamilie Grünebaum, die im Sommer 2024 über mehrere Wochen hinweg im BeratungsCenter der Bank am Neuen Platz zu sehen war, neugestaltet und stellt sie Schulen zur Verfügung. Als Wanderausstellung feiert sie nun ihre Premiere am Pelizaeus-Gymnasium in Paderborn.
Dr. Eva Lettermann, die dort als Lehrerin tätig ist, gab auch den gedanklichen Impuls, die Ausstellung „Das Haus Grünebaum im Herzen Paderborns - Großstädtische Warenhausarchitektur mit Geschichte“ für den Schulunterricht neu zugänglich zu machen. „Diese Idee haben wir sehr dankbar aufgegriffen, da uns selbst sehr viel daran liegt, die Geschichte der Familie Grünebaum nach der erfolgreichen Ausstellung im vergangenen Jahr noch mehr und gerade auch jungen Menschen nahezubringen“, erklärt Heike Sondermann-Salzig, Betreuerin der Kunst- und Kultursammlung der VerbundVolksbank OWL eG. Die regionale Genossenschaftsbank ist seit Anfang 2023 Eigentümerin des ehemaligen Kaufhauses der jüdischen Familie am Rathausplatz 7 in Paderborn.
Thematisch und inhaltlich wurde die Ausstellung gemeinsam mit dem Stadt- und Kreisarchiv Paderborn konzipiert. Dessen Leiter Wilhelm Grabe ist ebenfalls begeistert, dass die vielen, in monatelanger Arbeit zusammengetragenen Texte, Fotos und Dokumente nun weiter in die öffentliche Wahrnehmung kommen. „Ich bin mir sicher, dass es für viele Schulen sehr interessant ist, das Schicksal jüdischer Mitmenschen im Kontext des Zweiten Weltkriegs an diesem sehr konkreten und tragischen Paderborner Beispiel nachvollziehbar zu machen“, betont der Historiker.
Die Ausstellung greift das jüdische Leben in Paderborn, die Entstehung einer Warenhauskultur in Deutschland, die Geschichte des früheren Kaufhauses Steinberg & Grünebaum und den Neubau des Hauses 1909/10 im Auftrag von Siegmund Grünebaum auf. Ein Schwerpunkt liegt auf der Zeit des Nationalsozialismus. Aufgrund der „Arisierung“ waren die Grünebaums gezwungen, ihr Kaufhaus zunächst pachtweise abzugeben und schließlich 1941 zu verkaufen. Der Familie blieb nur die Flucht in die USA.
Bewusst hat sich das Pelizaeus-Gymnasium für den jetzigen November entschieden, um die Ausstellung zu präsentieren und in den Unterricht einzubeziehen. „Die Erinnerung an die Reichspogromnacht am 9. November 1938, im Zuge derer auch in Paderborn die Synagoge in Brand gesetzt und zahlreiche Jüdinnen und Juden misshandelt wurden, ist für uns ein sehr passender Anlass, um die Geschichte der Familie Grünebaum mit unseren Schülerinnen und Schülern im Gesamtkontext der Judenverfolgung in Europa, Deutschland und hier in Paderborn zu thematisieren“, so Dr. Eva Lettermann.
Das facettenreiche Leben einer jüdischen Familie in Paderborn vor, während und nach dem Nationalsozialismus lernen Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und auch Eltern beim Besuch der Aula kennen und gewinnen zudem spannende Einblicke in den erinnerungskulturellen Umgang damit nach 1945.
Schulen, die ebenfalls Interesse an der Wanderausstellung haben, können sich bei Wilhelm Grabe im Stadt- und Kreisarchiv Paderborn (w.grabe@paderborn.de) melden und die in Form von 18 leicht transportierbaren Roll-ups gestalteten Schautafeln dort kostenlos ausleihen. Heike Sondermann-Salzig und Wilhelm Grabe unterstützen die Schulen auch gerne mit einer thematischen Einführung.
06. November 2025