Heimliche Stars der Geldanlage: Welche Provinz-Manager die Großen schlagen

Vermögensverwaltung

wiwo.de vom 25. März 2025 / service

 

Wer einen Anlageprofi sucht, sollte auch in die Provinz schauen. Manche Vermögensverwalter in abgelegenen Städten hängen die Stars der Branche ab.

Friedrich von Metzler war als Bankier und Frankfurter Mäzen bekannt. Besonders interessierte ihn aber die Vermögensverwaltung, wie er einst in einer hauseigenen Publikation schrieb: „Am Ende des Tages müssen wir die Anlageentscheidungen treffen und die uns anvertrauten Vermögenswerte [...] sinnvoll investieren. Mich als Privatbankier interessiert nichts mehr als diese Tätigkeit, und nichts macht mir mehr Freude.” Von Metzler, der im November 2024 im Alter von 81 Jahren verstarb, wusste: Geldanlage ist keine Raketenwissenschaft, sondern Handwerk.

Gute Handwerker gibt es überall. Anleger sollten denn auch nicht nur nach Frankfurt, Hamburg oder München blicken, um erstklassige Vermögensverwalter zu finden. Auch in Orten wie Drensteinfurt, Beckum, Heilbronn, Melle, Paderborn oder Singen gibt es Geldmanager, die zeigen, wie man hohe Renditen erzielt - und die das oft sogar besser schaffen als ihre berühmten Kollegen in den Finanzzentren. Das zeigt auch das jährliche Vermögensverwalter-Ranking der WirtschaftsWoche, erstellt mit dem Arnsberger Beratungs- und Analysehaus MMD. Hier bewiesen etwa einige Provinzbanken, dass sie in schwierigen Marktphasen mit den bekannten Namen der Branche nicht nur mithalten können, sondern oft sogar besser abschneiden.
 

Ostwestfalen ist Oberliga

Ein Highlight ist die Vermögensverwaltung der VerbundVolksbank OWL aus Paderborn. OWL steht für die Region Ostwestfalen-Lippe. Im WiWo-Ranking kämpfte sich die VerbundVolksbank in der Kategorie „Ausgewogen” auf Platz eins – vor 508 andere Depots. Bei den Portfolios dieser Kategorie liegt die maximale Aktienquote bei rund 60 Prozent. Anleger, die sich mit höheren Verlusten schwertun, aber nicht auf Rendite verzichten wollen, fühlen sich in diesem Bereich wohl.

Das Team der VerbundVolksbank hat unter anderem ein Portfolio des Kölner Starmanagers Bert Flossbach abgehängt. Eine Art Wunder von Paderborn.

Mit Wundern kennen sie sich dort aus: Der Sage nach flog den Paderborner Gesandten bei der Überführung der Reliquien des heiligen Liborius vom französischen Le Mans nach Paderborn ein Pfau voraus, der ihnen den Weg wies. Nach diesem Wappentier der Stadt wurde auch der Fonds Pfau StrategieDepot benannt, in dem die Vermögensverwaltung umgesetzt wird.

Das Pfau-Portfolio ist mit jährlichen Gesamtkosten von zuletzt 1,12 Prozent günstig. Um den Kunden eine langfristige Geldanlage schmackhaft zu machen, setzt die Bank nicht nur auf vergleichsweise niedrige Kosten, sondern nutzt überdies einen Trick: Sie appelliert an Kunden, sich ihre Konsumgüter oder ihre Versicherungen genauer anzusehen. Wer ein Produkt im Alltag ständig nutzt, für den kann auch eine Investition in das Unternehmen dahinter interessant sein. Solche „Alltagswerte” enthält das Portfolio viele, von Deutsche Telekom über Allianz, Amazon, Microsoft und Visa bis zum französischen Baukonzern und Mautstraßenbetreiber Vinci.

Verantwortlich für das Depot ist Franz-Josef Kaiser, und das bereits seit Auflage im Jahr 2006. Die VerbundVolksbank ist stolz auf ihre „regionale Prägung” und darauf, dass ihre Vermögensverwalter in der Region leben. Das heißt auch: Sie sind für ihre Kunden ansprechbar und jetten nicht durch die Welt. (Und wenn sie es wollen: Der Flughafen Paderborn-Lippstadt ist ganz in der Nähe.)

Eine breite Streuung des Vermögens sei wichtig, vor allem in herausfordernden Zeiten, heißt es von der VerbundVolksbank. Neben einzelnen Aktien und Anleihen kommen im Pfau-Portfolio daher auch ETFs zum Einsatz, ebenso alternative Anlageklassen. Darunter fallen etwa Fonds, die in Katastrophenanleihen investieren, sowie Fonds, die von künstlicher Intelligenz gemanagt werden oder spezielle Optionsstrategien verfolgen. Der Pfau-Fonds werde sorgfältig gepflegt, man kümmere sich leidenschaftlich um ihn, heißt es aus der VerbundVolksbank. Da stehen die Volksbanker dem Privatbankier aus Frankfurt in nichts nach.
 

Meister aus Melle

Die VerbundVolksbank hätte sich bei ihren Fonds auch auf die genossenschaftliche Fondsfabrik Union Investment in Frankfurt verlassen können. Stattdessen nimmt sie die Dinge lieber selbst in die Hand. Ähnlich macht es die Kreissparkasse Melle: Dort überlässt man das Fondsgeschäft nicht allein dem Frankfurter Sparkassen-Fondsanbieter Deka Investment. Stattdessen setzt man im niedersächsischen Melle bei der Vermögensverwaltung auf eigenes Know-how - schließlich haben viele Banker hier das Bankgeschäft von der Pike auf gelernt. Damit hievten sie ihr Portfolio im Ranking auf Rang vier der Kategorie „Ausgewogen”.

Auch in Heilbronn gibt es eine bemerkenswerte Vermögensverwaltung. Die Hörner Bank, bekannt als Experte für Erbenermittlung, hat sich auch als Geldmanager einen Namen gemacht. Im Ranking rangiert sie gleich zweimal unter den Top 20: Platz drei in der defensiven Kategorie, Platz 15 der ausgewogenen Strategien.

Die Experten um Reiner Riecker und Michael Geiß setzen auf eine Mischung aus Gold, Aktien von Beteiligungsgesellschaften wie Berkshire Hathaway oder BB Biotech, ETFs, Anleihen von Bosch oder Mittelständlern wie Katjes und Hörmann und Anleihespezialitäten. Ihr Erfolgsgeheimnis: antizyklische Steuerung. Wenn die Kurse durch die Decke gehen, reduzieren die Manager Aktien- und Anleihepositionen. Fällt der Markt, steigen sie ein. Bereits im Februar hatte Rieker eine gewisse Sorglosigkeit gegenüber US-Aktien beklagt. Da hatte er die US-Aktienquote bereits reduziert.

Nachhaltige Geldanlage ist in Heilbronn ebenfalls ein Thema, auch wenn Öko-Aktien unter Druck steht. Doch für Riecker zählt langfristiges Denken: „Wir müssen kommenden Generationen ein vernünftiges Leben auf diesem Planeten ermöglichen.” Bei der Geldanlage setzen er und sein Kollege allerdings nur auf nachhaltige Anlagen, die den Realitätscheck besteht. Gute Handwerker bleiben eben auf dem Teppich. Und gerne auch in ihrer Heimatstadt.

Quelle: wiwo.de vom 25. März 2025
Heike Schwerdtfeger

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