Detmold. Mit „Heimat in flüchtigen Zeiten“ stand am 19. September beim Trendforum der Volksbank Detmold ein Thema im Mittelpunkt, das nicht nur hochaktuell ist und damit dem Namen der Veranstaltung alle Ehre machte, sondern dass die rund 600 Gäste im Landestheater Detmold auch gleichsam forderte und begeisterte. Referent des Abends war mit Prof. Dr. Heribert Prantl einer der renommiertesten deutschen Journalisten, der unter anderem 25 Jahre Leiter der Redaktion Innenpolitik der Süddeutschen Zeitung und Mitglied der Chefredaktion war.
„Die Zeiten sind bewegt, sie sind stürmisch, das Sichere ist flüchtig. Wer in solchen Zeiten Heimat in sich trägt, wer in diesen Zeit Heimat spürt und erlebt – der kann sich glücklich schätzen“, begann Heribert Prantl seine Ausführungen. „Aber wir alle spüren: Irgendetwas stimmt nicht.“ Das viel zu trockene Klima, sterbende Bienen und Bäume, populistische Egomanen an den Schalthebeln der Macht, Wirtschaftsmächte auf Konfrontationskurs, brennende Regenwälder, Hunderttausende Menschen auf der Flucht – Prantl fand viele Beispiele für dieses „Irgendetwas“, das nicht stimmt, und offenbarte im Landestheater die ganze Vielschichtigkeit der derzeit weit verbreiteten Zukunftsängste. Doch was hilft gegen diese Ängste? „Es hilft Denken; Denken ist wichtiger als Twittern“, so Prantl, der anschließend zum Kerngedanken seines Vortrags kam, der Heimat.
Heimat sei zwar eines der schönsten Worte der deutschen Sprache, erklärte Prantl. Es sei allerdings jahrzehntelang in Deutschland verkitscht und verklärt worden und sei deshalb „vor allem in den ranzigen und braunen Ecken der Gesellschaft zu Hause“ gewesen. Dabei sei Heimat so viel mehr: sie könne Provinz und Familie sein, könne Deutschland und Europa sein, aber auch Grundgesetz und Sozialstaat. „Heimat wird einem nicht von Amazon ins Haus geliefert. Man muss selber etwas dafür tun, man kann, man muss gemeinsam mit anderen werkeln und arbeiten – an einem gemeinsamen Projekt, an einer gemeinsamen Aufgabe. Die Übernahme von Verantwortung schafft Heimat.“ Er betonte dabei, dass gerade in den Regionen, der Provinz, wichtige Impulse hierfür gesetzt werden. „Eine kluge Lokal- und Regionalpolitik lockt nicht einfach nur irgendwelche Investoren in den Ort; sie stärkt auch die Grundversorgung, sie stärkt den Zusammenhalt und die gewachsenen Traditionen der Bürgerinnen und Bürger – und so ihre Offenheit für die, die kommen, für Migranten zum Beispiel.“
Zu einer guten Heimatpolitik gehöre es auch, Europa zu schützen. „Das Wunder Europa“, wie Prantl betonte. Er schloss deshalb auch mit einem glühenden Appell an die Heimat Europa: „Ein Europäer ist derjenige, der Sehnsucht nach Europa hat. Leisten wir uns diese Sehnsucht. Wir brauchen Europa, wenn wir eine Zukunft haben wollen. Das ist ein Faktum. Und wir können die alten Instinkte, die alten Nationalismen, nicht brauchen. Ein Europäer ist derjenige, der Sehnsucht nach Europa hat. Leisten wird uns diese Sehnsucht. Leisten wir uns die Sehnsucht nach Heimat in flüchtigen Zeiten.“
Nach langanhaltendem Applaus dankte Günter Vogt, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der VerbundVolksbank OWL eG, Heribert Prantl für seine Ausführungen. Er betonte dabei, wie viel ihm selbst das Wort Heimat bedeute. Deshalb war es nur folgerichtig, dass der Journalist als kleine Erinnerung an seinen Abend in Detmold das Wahrzeichen der lippischen Heimat, den Hermann, als kleine Figur überreicht bekam.
Wie in den Jahren zuvor, wird der Erlös der Eintrittskarten von 10 Euro pro Karte gespendet, in diesem Jahr der Stiftung Sophieneinrichtungen Heiligenkirchen, die bedürftigen Kindern und Jugendlichen ein neues Zuhause gibt, sowie der St. Elisabeth Stiftung für ihre Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe.
24. September 2019